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Umjoomplu:646gehungsbach wird zum Naturidyll

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Stauanlagen mitten in Fließgewässern stellen sich einem Fluss in den Weg und dienen unter anderem zur umweltfreundlichen Energiegewinnung. Auch das Wehr vor der Kottingwörthermühle, das im Rahmen der Altmühlregulierung von 1927 bis 1930 errichtet wurde, liefert  mit dem benachbarten Triebwerk seit fast einem Jahrhundert Energie für das Sägewerk der ehemaligen Mühle. Aber solche Anlagen aus Beton, Eisen und Holz stellen andererseits unüberwindliche Hindernisse nicht nur für Bootfahrer dar, sondern vor allem auch für Fische.

Deshalb wird nach der Renovierung des Wehrs im vergangenen Jahr jetzt mit einem Umgehungsbach für die biologische Durchgängigkeit gesorgt, wie Flussmeister Armin Köller vom Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt erklärt. Krebse, Insektenlarven und Fische sollen eine Möglichkeit erhalten, vom oberen Bereich des Wehrs in den unteren zu gelangen – und umgekehrt. Nach monatelangen Planungen haben am 15. Juli die Erdarbeiten begonnen. Nach Aussage von Baggerführer Richard Großhauser von der Berchinger Baufirma Franz Kirsch werden Bagger und Lastwagen noch mehrere Wochen damit beschäftigt sein.

Der zwei bis vier Meter breite und mindestens 55 Zentimeter tiefe Bach wird nicht einfach nur in einem Bogen um das Wehr herumführen, er soll einem natürlichen Flusslauf nachempfunden und unregelmäßig mäandernd gestaltet werden, sodass er mit allen Mäandern etwa 200 Meter lang sein wird. Allerdings wird er nicht so viele und so enge Windungen wie im Plan vorgesehen aufweisen, da diese kaum zu realisieren sind und außerdem auch optisch nicht zum gemächlichen Flusslauf der Altmühl passen.

Der Wasserdurchfluss wird etwa 400 Liter pro Sekunde betragen. Sogenannte Störsteine, also große Quader, an denen sich das Wasser bricht, sollen für Turbulenzen und verschiedene Fließströmungen sorgen. Außerdem wird Totholz mit eingebaut, damit Insekten Rückzugsräume vorfinden und Ruhebereiche für die Fischbrut entstehen. Nur von einer Fischtreppe zu sprechen, würde dem aufwändigen Projekt nicht gerecht.

Nach der Begrünung wird also am Wehr ein kleines frei zugängliches Naturidyll vorzufinden sein. Die im vergangenen Jahr angelegte Schotterstraße vom Fahrradweg quer durch die Wiese bleibt als Zufahrt zur Stauanlage bestehen. Der Bach wird deshalb mit einer Deckelbrücke überbaut.

Bleibt die Frage, wer die enormen Kosten trägt. Für Planung, Baukosten und auch für den Unterhalt muss die Firma Johann Regnath OHG zu hundert Prozent geradestehen, da sie das Wassernutzungsrecht hat. Das Stauwehr gehört nach Aussagen von Miteigentümer Hans Rudolf Peter zwar dem Freistaat Bayern, aber im Endbescheid der Altmühlregulierung aus dem Jahr 1937 ist festgelegt, dass jeder Triebwerksbesitzer das Recht hat, das Wasser der Altmühl zur Stromerzeugung zu nutzen. Daraus leite sich aber auch die Verpflichtung zur Finanzierung des Umgehungsbaches ab. Die EU hält jedoch ein Trostpflaster bereit: Laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vom 1. Januar 2012 erhält die Firma aufgrund dieser umweltfreundlichen Maßnahme künftig eine höhere Einspeisevergütung für den im eigenen Triebwerk erzeugten Strom.