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Die Kojoomplu:349ttingwörther Pfarrkirche St. Vitus feiert heute ihren 250. Geburtstag

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Bereits 1727 wurde der bauliche Zustand der Kottingwörther Kirche beklagt: „Sehr ruinösen und Einfallen gleichsehenden Gottshaus St. Vitus zu Kottingwörth.“ Von 1760 bis1763 wurde dann die alte Kirche weitgehend abgerissen und die heutige erbaut und am 15. Mai 1763 von Fürstbischof Raymund Anton Graf von Strasoldo feierlich eingeweiht. Damit kann die Kottingwörther Pfarrkirche an diesem Mittwoch ihren 250. Geburtstag feiern.

Kottingwörth gehört zu den Urpfarreien

Allerdings gibt es die Pfarrei und eine Kirche im Dorf an der Altmühl schon viel länger. Denn Kottingwörth gehört zu den Urpfarreien des Bistums Eichstätt, an dessen Ostgrenze zum Bistum Regensburg. Heute sind nur noch die Filialen Grögling, Leising und Vogelthal übrig geblieben. In früheren Zeiten gehörten auch Ottmaring, Hainsberg, Töging, Dietfurt, Amtmannsdorf, Paulushofen und die Beilgrieser Bühlkirche dazu. Obwohl Dietfurt bereits 1416 zur Stadt erhoben worden war, wurde es erst 1540 eine eigene Pfarrei und somit aus der Kottingwörther Urpfarrei ausgegliedert. Dies lässt die frühere Bedeutung des heute recht beschaulichen Dorfes erahnen. 1792 wurde als letzter der genannten Orte Paulushofen eigene Pfarrei.

Älteste Bestandteile der heutigen Kirche reichen bis 1250 zurück

„Das Vitus-Patrozinium der Pfarrkirche deutet auf eine Gründung im neunten oder zehnten Jahrhundert hin“, so schreibt Emanuel Braun im Kirchenführer. Die erste Kirche dürfte ein Holzbau gewesen sein. Sichere Belege gibt es aus dem Zeitraum zwischen 1183 bis 1195, als der Eichstädter Bischof Otto hier einen Altar weihte. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Untergeschoss des Westturms um 1250 entstanden ist. „Um 1310 errichtete man nach Niederlegung des Schiffs ein neues Langhaus mit einem östlichen Chorturm“, so Braun weiter. Damals ist auch die östliche Turmkapelle, die bekannte Vituskapelle entstanden und anschließend mit ihren Fresken ausgestattet worden. Somit gehören die unteren drei Geschosse der beiden Türme mittelalterlichen Bauphasen an. Sie waren aber deutlich niedriger als heute und wirkten sehr gedrungen. Nach Braun erhielten sie bei einem Umbau im 16. Jahrhundert ihre heutige Höhe.

Kunstvoller Vitus-Altar in der bischöflichen Hauskapelle

Die Vituskapelle diente als Altarraum und hatte etwa seit dem 15. Jahrhundert neben den heute viel bewunderten Fresken eine zweite Attraktion zu bieten: einen künstlerisch sehr wertvollen Flügelaltar mit Skulpturen und Malereien aus dem Leben des heiligen Vitus, der seit 1868 die Hauskapelle im Eichstätter Bischofspalais ziert. Mit der Errichtung des Ostturms war ein recht eigenartiges Bauwerk entstanden: Wie heute hatte die Kirche zwei Türme, aber diese standen hintereinander! (siehe Repro). Auf dieses Gotteshaus, das im 16. Jahrhundert noch ausgebaut worden war, bezog sich der eingangs erwähnte beklagenswerte Bauzustand.

Pfarrer Franz Xaver Frey als treibende Kraft des Kirchenneubaus

Als treibende Kraft des Kirchenneubaus ab 1760 wird der damalige Pfarrer Franz Xaver Frey angesehen. Er war der Sohn des Eichstätter Malers Johann Georg Frey, wie Prälat Dr. Felix Mader (1867 – 1941) in einer dreiteiligen Serie über die Kottingwörther Pfarrkirche im Willibalds-Boten von 1936 schreibt. Mader hat auch viele andere bayerische Kunstdenkmäler sehr kenntnisreich beschrieben und ist dafür bekannt geworden. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die äußerst großzügige Stiftung von 900 Gulden von Jonas Willibald Schreiner, dem fürstbischöflichen Verwalter des Brauhauses Hirschberg. Dessen Frau bezeichnete laut Mader die alte Kirche als „derart elend und armselig, dass im Hochstiftsgebiet schwer etwas Ähnliches werde anzutreffen sein“. Außerdem war das Gotteshaus viel zu klein geworden.

Ein Beilngrieser Maurermeister und ein Kottingwörther Schreiner

Entworfen wurde der spätbarocke Bau vom Domkapitelbaumeister Dominikus Barbieri. Ausführender Maurermeister war Johann Georg Pauer aus Beilngries. Die Kanzel, das Kommuniongitter und die Betstühle sollen nach Mader vom Kottingwörther Schreiner Johann Paul Betz stammen. Zumindest liegen Kostenvoranschläge von ihm vor. Das große Ölbild des Hochaltars, die Kreuzwegbilder und die Deckenfresken stammen von Christian Erhardt aus Augsburg. So mancher Chronist wundert sich, wie der Künstler, der damals im süddeutschen Raum einen großen Ruf hatte, nach Kottingwörth gekommen ist. Die Lösung liegt bei Pfarrer Frey, der seit 1744 in Kottingwörth war und übrigens die Kosten für die Deckengemälde selbst getragen hat. Von Mader wird er als „die Seele des Kirchenneubaus“ bezeichnet. Aber er dürfte einen günstigen Preis erhalten haben, denn Christian Erhardt war mit der Tochter seines Bruders verheiratet; es bestanden also enge verwandtschaftliche Beziehungen.

Altäre wurden ein paar Jahre später fertig

Die Kirche wurde, wie gesagt, am 15. Mai 1763 eingeweiht. Die jetzigen Altäre scheinen einige Jahre später angefertigt worden zu sein. Das Hochaltarbild zeigt nämlich die Jahreszahl 1768. Die beiden Seitenaltäre, der Mutter Gottes und dem heiligen Sebastian geweiht, dürften wohl erst im Jahr 1787 in derselben Werkstatt wie der Hochaltar entstanden sein, so Emanuel Braun im Kirchenführer. In den Jahren 1909,1948/49 und 1980 bis1983 wurden größere Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, wie auch jetzt wieder – mit Unterbrechungen – seit September 2008.

1891 wurden die Fresken in der Vituskapelle entdeckt

Die Vituskapelle hat Gott sei Dank alle baulichen Änderungen überlebt. Sie wurde vom Neubau nicht berührt und dient heute als Taufkapelle. 1891 wurden hier die frühgotischen Malereien entdeckt und 1895 unter der Leitung des Münchner Konservators Alois Müller restauriert. Die darüber liegenden Malereien der Spätgotik und der Frührenaissance sind dabei einfach entfernt worden, so im Kirchenführer vermerkt.

Aufwendige Renovierungsarbeiten seit September 2008

In den vergangenen Jahren wurden die gesamte Fassade restauriert, der Dachstuhl ausgebessert, das Gewölbe der Vituskapelle stabilisiert und die dort entstandenen Risse und Blasen geschlossen. Ging man ursprünglich von einem Kostenaufwand von 366.000 € aus, so ist man wegen der Verzögerungen und neu entdeckter Schäden inzwischen bei über 560.000 € angekommen.

Jetzt aber erstrahlt das Gotteshaus in neuem Glanz. Das Gerüst wurde gerade noch rechtzeitig entfernt und die Kottingwörther Pfarrgemeinde kann den 250. Geburtstag ihrer altehrwürdigen Kirche mit der imposanten Doppelturmfassade gebührend feiern.

Kirchenführung, Vortrag und Besuch des Bischofs

Am Mittwoch, dem Jubiläumstag, wird nach dem feierlichen Gottesdienst um 19:00 Uhr für alle Interessierten eine Kirchenführung angeboten. Die Vorabendmesse am Samstag, den 25. Mai, beginnt entgegen den bisherigen Planungen bereits um 18:00 Uhr, damit der anschließende Vortrag von Josef Wittmann über die Geschichte der Pfarrei und Kirche von Kottingwörth im Gasthaus Forster nicht mit dem Champions-League-Finale kollidiert. Zum Vitus-Patrozinium am 16. Juni kommt dann der Bischof höchstpersönlich zu Besuch.