© www.kottingwoerth.de

Das nächsjoomplu:1436te Hochwasser kann kommen

Fotos

Am Samstag wurde in Kottingwörth der Auf- und Abbau der neuen Hochwasserstege geübt. Sechs Bauhofarbeiter mit Bauhofleiter Konrad Schlagbauer waren mit mehreren Lastwagen und einem Radlader zusammen mit 15 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr unter Kommandant Martin Beckenbauer mehrere Stunden voll gefordert. Auch zwei Mitarbeiter der Herstellerfirma, die die Metallteile angeliefert hatten, arbeiteten tatkräftig mit.

Bürgermeister Alexander Anetsberger überzeugte sich vor Ort zusammen mit Ortssprecherin Brigitte Frauenknecht und Johann Biersack von der Bauabteilung von der problemlosen Zusammenarbeit. In ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin hatte Frauenknecht die Sanierung bzw. den Neubau der Kottingwörther Wasserstege in die Wege geleitet, nachdem sie die volle Kostenübernahme von 350 000 Euro durch den Freistaat und den Bund im Rahmen eines Sonderprogramms zum Hochwasserschutz erreicht hatte. Bis dahin war die Stadt immer vor dem erheblichen finanziellen Aufwand zurückgeschreckt. Damit war seit November 2013 klar, dass die maroden Stege endlich saniert werden.

Blick in die Orts-Chronik: 1910 erster Steg gebaut

Blättert man in der Kottingwörther Ortschronik, erstellt vom ehemaligen Kottingwörther Hauptlehrer Andreas Ach, so stößt man immer wieder auf das Thema Hochwasser. Zum Bau der Wasserstege heißt es: „Den ersten wirksamen Hochwassersteg errichtete die Gemeinde 1910 auf dem linken Altmühlufer. Er führt von der Hauptstraße (Ortsteil Bahnhof) zum Dorfrand bis Hs. Nr. 36 (Rieger). Erst 1957 wurde der 2. Hochwassersteg etwa 30 m lang rechts der Altmühl von der Brücke aus massiv gebaut. Allerdings bestand schon in den 12 Jahren vorher, also seit 1944, ein Holzsteg.“

Das Schwarz-Weiß-Foto von 1974 veranschaulicht die frühere Positionierung eines Notstegs.

Warum gerade 1910 der erste Steg errichtet wurde, wird nicht näher erläutert. Wenn man aber berücksichtigt, dass 1909 ein sog. „Jahrtausendhochwasser“ war, das ganz Mitteleuropa und damit auch das Altmühltal betraf, so wird der Stegebau im Folgejahr mehr als verständlich. Wochenlang hatte es geschneit, der Boden war gefroren. Dann begann es plötzlich zu regnen und der Schnee zu schmelzen, was zur bisher schlimmsten bekannten Hochwasserkatastrophe unter anderem in unserer Region führte. Das Internet ist voll davon mit Nachrichten und Fotos, zum Beispiel Nürnberg betreffend. In der Kottingwörther Chronik finden sich darüber leider keine Aufzeichnungen.

Das nächste Hochwasser kommt bestimmt

Nach der Fertigstellung des neuen Rhein-Main-Donau-Kanals, der jetzt das Hochwasser der Sulz aufnimmt, und dem Bau der großen Speicherseen am Oberlauf der Altmühl in Mittelfranken hatte man die Hoffnung, dass jetzt die Zeit der großen Hochwasser vorbei sei, mit denen die Kottingwörther vor der Altmühlregulierung ständig zu kämpfen hatten. So heißt es in der bereits erwähnten Chronik: „Seit jeher ist Kottingwörth vom Hochwasser geplagt. Bis zur Altmühlregulierung in den  Jahren 1927/28 gab es fast jedes Jahr entweder ein Winter- oder Frühjahrshochwasser.“ Aber im Januar 2011 wurde man eines Besseren belehrt: Wieder einmal machte das Dorf seinem Namen alle Ehre und war zu einer „Wörth“ geworden, einer vom Wasser umflossenen Insel.

Gut gerüstet - aber viel Arbeit für viele Helfer

Gegen künftige Überschwemmungen ist man jetzt gut gerüstet. Allerdings zeigte sich am Samstag auch, dass der komplette Aufbau aller mobilen Stege und Geländer auf jeden Fall einen kompletten Arbeitstag beanspruchen wird, immer vorausgesetzt, dass genügend tatkräftige Helfer vor Ort sind. Manch einer sprach von einer „Materialschlacht“. Als äußerst sinnvoll und überlegt stellte sich heraus, dass die vielen Bestandteile der mobilen Stege, die wie ein Baugerüst mit höheren Stehern aufgebaut sind, komplett austauschbar und beliebig verwendbar sind und nicht nummeriert oder farblich gekennzeichnet werden müssen. Nur beim Geländer des langen Stegs in Richtung Kirche war dies wegen des leichten Kurvenverlaufs nicht möglich. Hier müssen drei unterschiedliche Längen gekennzeichnet und berücksichtigt werden. Gut ist auch, dass kein schweres Gerät für den Auf- und Abbau nötig ist, sondern Traktoren mit Frontladern oder Anhängern völlig ausreichen. Die schwersten Teile sind die 300 kg wiegenden Betonsicherungen, an denen die Steher, die der Strömung standhalten müssen, befestigt werden. Dies ist zum Beispiel beim mobilen Steg Richtung neues Baugebiet notwendig. Inzwischen steht auch fest, dass der hier angelegte Schotterstreifen mit Rasengittersteinen befestigt wird, damit es zu keinen Ausschwemmungen kommt.

Einzelne Helfer hätten zum Überbrücken der drei Durchfahrtslücken durch die festen Betonstege lieber - wie bisher - drei feste mobile Verbindungselemente, eventuell wieder aus Holz, bevorzugt. Diese wären schneller zu verlegen als die auch hier aufzubauenden Steggerüste aus Einzelteilen. Insgesamt zeigten sich der Bürgermeister, die Ortssprecherin, die sonstigen Verantwortlichen der Stadt, die Helfer und die zur Besichtigung eingeladenen Dorfbewohner zufrieden mit den neuen Stegen. Kommandant Beckenbauer meinte: „Angesichts der kleinteiligen Konstruktion ist das Ganze sehr arbeitsaufwendig. Im Ernstfall müssen Bauhof und Dorfgemeinschaft auf jeden Fall mit genügend Kräften frühzeitig anfangen, um dem Hochwasser zuvorzukommen.“ Eine rechtzeitige Alarmierung hält deshalb auch der Bürgermeister für sehr wichtig. Gelagert werden die vielen Einzelteile in einer örtlichen Bauhofhalle. Auch die seit einigen Wochen montierten Geländer werden dort eingelagert.

Schnitzel als Belohnung

Nach dem stundenlangen Arbeitseinsatz am Vor- und Nachmittag bei sehr freundlichem  Dezemberwetter wurden alle Helfer von der Stadt beim Dorfwirt mit einem Schnitzel und zwei freien Getränken verköstigt. Das haben sie sich wirklich mehr als verdient.