© www.kottingwoerth.de

joomplu:5842Ein Pfarrhof mit langer Historie wird wieder einmal renoviert

Fotos

Das stattliche Kottingwörther Pfarrhaus wurde kürzlich eingerüstet. Wieder einmal stehen Renovierungsmaßnahmen an. Alte Fotos, zum Beispiel von 1958, beweisen, dass solche schon des Öfteren vorgenommen wurden. Das Gebäude kann ja auch auf eine ewig lange Geschichte zurückblicken, wie eine daran angebrachte Hinweistafel bezeugt: „Pfarrhof Kottingwörth. 1622 von Ulrich Dallein erbaut.“ Somit wird es also bald satte 400 Jahre alt.

Beim Lesen dieser Jahreszahl wundert man sich zunächst einmal: Im berüchtigten 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648, allseits bekannt für seine Verwüstungen und für unermessliches menschliches Leid, hatten das Fürstbistum Eichstätt und die Pfarrei die finanzielle Kraft und das ehrgeizige Bestreben für ein so aufwendiges Gebäude in einem kleinen Dorf? Man muss jedoch dabei bedenken, dass im Fürstbistum Eichstätt wie auch im Herzogtum Bayern in den Anfangsphasen von diesem Krieg nicht allzu viel zu merken war. Erst 1632 bis 1634 brachte der sogenannte Schwedenkrieg für die „Hochburg des Katholizismus“  katastrophale Folgen mit sich: So wurde die Willibaldsburg besetzt und gebrandschatzt, durch furchtbare Brände wurde der größte Teil der völlig ausgeplünderten Stadt zerstört. Natürlich blieb die gesamte Region nicht verschont.

Auf der Frontseite des Kottingwörther Pfarrhauses prangt das Wappen des damaligen Fürstbischofs und Bauherrn Johann Christoph von Westerstetten. Er regierte von 1612 bis 1637 und hat sich dabei nicht mit Ruhm bekleckert – ganz im Gegenteil. Sein Name steht nämlich mit den schlimmsten Hexenverfolgungen im Bistum in Verbindung. Etwa 80 Prozent aller im Hexenwahn Hingerichteten soll er zu verantworten haben. Während seiner Amtszeit starben laut belegbaren Nachforschungen 176 unschuldige Frauen und Männer durch Schwert und Feuer. Schon als Fürstpropst von Ellwangen soll er zuvor gewütet haben. Insgesamt lasten ihm Historiker mindestens 274 Hinrichtungen an.

Ob die Schrecken des großen Krieges auch dem neuen Pfarrhof geschadet haben, ist unbekannt. Dass die Region darunter zu leiden hatte, sieht man beispielsweise an schriftlichen Überlieferungen zur Kottingwörther Mühle. Sie wird nach dem Schwedenkrieg als „eingegangen und öde“ beschrieben. Auf eine spätere Schandtat soll noch verwiesen werden. So berichten historische Quellen von einem anscheinend wüsten Raubüberfall auf den Kottingwörther Pfarrer im Jahr 1724, der in seiner Wohnung Reparaturarbeiten durch den Hofbaumeister Johann Benedikt Ettl erforderlich machte.

Die derzeitigen Renovierungsmaßnahmen sind allein dem Zahn der Zeit geschuldet und beschränken sich auf die „Außenhaut“. Die bereits erwähnte Hinweistafel mit der Jahresangabe 1622 verweist zugleich auf die letzte große Innen- und Außenrenovierung in den Jahren 1992/1993. Diesmal geht es „nur“ um Ausbesserungen des Außenputzes, einen darauf folgenden neuen Anstrich, die Reparatur oder den Austausch einzelner maroder Fenster und aller Fensterläden. Zudem wird nach Aussagen von Kirchenpfleger Reinhard Schmidt sowie von Franz Stephan aus Grögling, der sich im Vorfeld sehr um die Genehmigungen und die Organisation der Baumaßnahmen gekümmert hat, die Umzäunung aus Mauerwerk und Holz erneuert. Ersetzt werden sollen auch die Dächer der Garage und eines Anbaus. Neben dem Mesner Xaver Meyer ist auch Pfarrgemeinderatsmitglied Martin Beckenbauer stark in die Vorbereitung und Durchführung involviert. Alle Baumaßnahmen sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Die veranschlagten Kosten, gemäß Gutachten des Diözesanbauamts und der eingeholten Kostenvoranschläge auf 50 000 bis 60 000 Euro zu beziffern, muss größtenteils die Kirchenstiftung selbst schultern. Zuschüsse fließen laut Franz Stephan nur sehr spärlich, unter anderem von der Diözese und der Bayerischen Landesstiftung für Denkmalpflege. Gemeinde und Landkreis bleiben außen vor. Aufgrund der Vermietung von zwei Wohneinheiten wurden und werden mit dem Pfarrhaus auch Einnahmen erwirtschaftet. Daneben beherbergt es die Pfarrbücherei und ein Amtszimmer.

Für die Renovierungsarbeiten in den nächsten Wochen werden – wie bereits geschehen – weitere Hilfsdienste durch Freiwillige erbeten. Hilfewillige sollten sich möglichst bald an einen der genannten Organisatoren wenden.