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joomplu:5397Warum leben die Menschen nicht in Frieden?

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In der Pfarrei Kottingwörth ist der Volkstrauertag bereits am Samstagabend mit dem schon traditionellen Fackelzug begangen worden. Angeführt von der Kolpingkapelle Töging zogen die Fahnenabordnungen der Kriegervereine und Freiwilligen Feuerwehren von Kottingwörth und Vogelthal zum Gotteshaus, wo ein feierlicher Gottesdienst stattfand. Anschließend versammelten sich alle zum Ehrengedenken vor dem Kriegerdenkmal, wo zwei Kränze im Namen der beiden Kriegervereine und der Stadt im Beisein der vier Fahnenabordnungen und einer Ehrenwache in einem beeindruckenden Rahmen niedergelegt wurden.

 

Kaplan David Simon gestaltete seine Predigt zu einem flammenden Friedensappell und stellte die Frage in den Mittelpunkt: „Warum leben die Menschen nicht in Frieden?“ Mit drastischen Worten verdeutlichte er die Schrecken der beiden Weltkriege, die Millionen von Opfern durch den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln, durch Verfolgung, Machtwahn und Hass. Jeder habe schon die Bilder von ermordeten, verstümmelten Menschen, von völlig zerstörten Häusern, ja Städten gesehen. Aber auch nach all diesen Schreckenserfahrungen sei die Welt immer noch voller Kriege und Gewalt. So seien zum Beispiel islamische Extremisten aus freiem Willen nach Syrien gegangen, um zu töten. Nach dem II. Weltkrieg hätten die heimgekehrten Soldaten sich damit gerechtfertigt, dass sie gezwungen worden seien zu töten, sie hätten ja nur Befehle ausgeführt. Bei den heutigen Terroristen und Extremisten könne man nach Meinung des Geistlichen sogar einen gewissen Spaß am Töten feststellen, basierend auf einem Gefühlswahn von Stärke und Macht mit der Waffe in der Hand. Die Aggression stecke tief in uns Menschen.

Wozu Kriege führen können, wird den Gottesdienstteilnehmern  am Volkstrauertag jedes Jahr bei der Verlesung der langen Liste der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus Kottingwörth, Grögling, Leising und Vogelthal am eindrucksvollsten bewusst. Nicht zuletzt die Altersangaben der meist noch sehr jungen Opfer, denen ihr Leben genommen wurde, geht beim stillen Zuhören unter die Haut.

„Wie kann das alles beendet werden, wie kann man dem Bösen begegnen?“, fragte Kaplan Simon. Auf jeden Fall nicht, indem Böses mit Bösem vergolten wird, wie schon der Lesungstext aus dem Römerbrief des Apostels Paulus vorgegeben hatte. Ansonsten unterstellten sich alle der Macht des Bösen. Das Böse könne nur mit dem Guten - guten Worten und guten Taten - besiegt werden, mit einer friedlichen Politik ohne militärische Gewalt. „Das Gute ist der Friede“, so der Geistliche, und zwar im Großen und Kleinen.

Ortssprecherin und Stadträtin Brigitte Frauenknecht dankte in ihrer Ansprache vor dem Kriegerdenkmal zunächst allen Teilnehmern und den Organisatoren der würdigen Gedenkfeier. Seit 1926 sei der Volkstrauertag ein Tag des Erinnerns und Gedenkens, heutzutage noch mehr ein Tag der Mahnung. Friede bedeute nicht nur Abwesenheit von Krieg, sondern eine innere Einstellung und dementsprechendes Handeln. Sie drückte die Hoffnung aus auf ein Leben in Frieden in der Gegenwart und in Zukunft. 

Das Ehrengedenken im Friedhof endete mit den Kranzniederlegungen und dem Abspielen der Melodien von „Ich hatt` einen Kameraden“ und der Nationalhymne.