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joomplu:5334Spektakel für Groß und Klein hinter dem Treffer Stadel

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Der drohende Regen blieb am Donnerstagnachmittag Gott sei Dank aus. Nicht Wasser strömte vom Himmel, stattdessen eine große Menge Schaulustiger aus der Region zum Drescherfest in der Kottingwörther Dorfmitte. Christoph Schmidt und sein Freundeskreis waren sichtlich erleichtert und hoch erfreut über den großen Zuspruch ihrer originellen Veranstaltung.

 

Auf dem freien großen Grundstück hinter dem Treffer Stadl stand wieder die bestens funktionierende Dechenreiter Dreschmaschine aus den 1930er Jahren im Mittelpunkt des mehrstündigen Spektakels. Immer wieder wurde sie von der etwa siebenköpfigen Bedienmannschaft in Betrieb genommen und war dann sofort vom staunenden oder auch fachsimpelnden Publikum umringt. Mit sichtlicher Anerkennung wurden die sauber ausgedroschenen Gerstenkörner in den Säcken in Augenschein genommen. Der älteste Aktive beim Drescherfest, Herbert Beckenbauer, war am anderen Ende des Drescholdtimers – wie seit Jahren - mit seinen 72 Jahren für die Entnahme und Verladung der Strohbündel zuständig.

Aber das war noch lange nicht alles. War die Hauptattraktion vorübergehend verstummt, zogen  der Lanz-Bindemäher aus den 1950ern im Standbetrieb oder der elektrisch angetriebene Strohhäcksler die Aufmerksamkeit auf sich. Auch eine Schrotmühle war zu bewundern. Die Alternative zum Riemenantrieb per Elektromotor wurde ebenfalls aufgezeigt: Ein stationärer Güldner-Dieselmotor machte mit lautem Getöse und vielen Abgasrauchschwaden auf sich aufmerksam. Früher war eben hinsichtlich der Umwelt auch nicht alles im Reinen.

Den Kindern, besonders den Jungs, hatten es die ausgestellten Bulldogs angetan, die sie erklettern durften. Zusammen mit den anderen Oldtimern umringte eine ganze Reihe von ein- und mehrachsigen betagten Zugmaschinen die zentrale  Szenerie mit der Dreschmaschine: Längst nur noch liebevoll gepflegte, vom aktiven Arbeitseinsatz verschonte Holder, Lanz, Fendt, Hanomag, Deutz, Bautz und sogar ein viel weniger bekannter niederbayerischer Hatz von 1957 ließen Groß und Klein ins Schwärmen kommen. Neben Letzterem waren noch zwei besondere Exoten zu bewundern: zwei bestens erhaltene US-Jeeps, die Jürgen Krehl aus Kösching mitgebracht hatte. Der eine stammt aus dem Jahr 1966, der andere, Baujahr 1942, hat sogar den Zweiten Weltkrieg in Südeuropa und Nordafrika im Einsatz miterlebt.

Einige Besucher fühlten sich von den motorisierten Zweirädern besonders angezogen: einer Honda (Baujahr 1977), einer NSU Lux aus den frühen 1950er Jahren, einem Kreidler Mofa von 1972 und einem Kreidler Mokick RMC von 1978. Ein betagter VW Käfer musste mit einem flotten Fiat Sportcoupé 124 von 1971 um die Gunst der Autofans konkurrieren.

 

Geregnet hat es nicht, aber unangenehm kühl war es schon, obwohl im Schutz des mächtigen Jurastadels der Wind deutlich abgemildert war. Aber es war ja nicht nur was fürs Auge, sondern auch für den Gaumen geboten, und zwar im aufgewärmten Stadl. Dass das keine schlechte Idee war, zeigte allein schon die teilweise zusätzlich voll besetzte Galerie. Aus dem Getränkesortiment kam vor allem eine Tasse heißer Kaffee wie gerufen, dazu ein Stück Kuchen oder Torte aus dem reichhaltigen Angebot. Am meisten Zuspruch jedoch fanden die traditionellen „Kottingwörther Stemp`m“, die aus dem schon vorbereiteten gekochten Kartoffelteig von Hand zubereitet, das heißt gerollt, wurden. Mit der Rezeptur sind Betty Schneider, Marianne Schmidt und Marianne Mayer seit Jahren bestens vertraut. Das einstmalige Armeleuteessen fand mit Apfelmus oder Sauerkraut als Beilage großen Zuspruch. Die erhebliche Teigmenge wurde vollends aufgebraucht. Zwischendurch sorgte Dorfmusikant Georg Fanderl mit seiner Quetschn im Stadl für urige Unterhaltung.

Christoph Schmidt, der Initiator des Kottingwörther Drescherfestes, zeigte sich mit dem Verlauf – zumal kein Regen! - und der Resonanz hoch zufrieden. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass er ohne seine zahlreichen Helferinnen und Helfer auf verlorenem Posten stehen würde. Das habe sich bereits im August bei der Ernte mit dem Bindemäher gezeigt. Dementsprechend dankbar äußerte er sich für die große Unterstützung vorm und im Stadel. „Wenn das alles so bleibt, können wir in zwei Jahren das nächste Drescherfest in Angriff nehmen“, blickte er voller Tatendrang in die Zukunft. Wohlgemerkt: „Wir“!