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Ijoomplu:5296hre „Wurzeln“ reichen bis ins Jahr 1183 zurück

Fotos 

Die Leisinger sind stolz auf ihre kleine Kirche, die durchaus einige Kunstschätze zu bieten hat wie die Votivtafeln mit den 14 Nothelfern oder drei gotische Schnitzfiguren aus der Zeit um 1500, die die hl. Katharina von Alexandria und den Kirchenpatron, den Erzengel Michael mit Schwert und Seelenwaage, darstellen. Aus derselben Zeit stammt die dritte bemerkenswerte Skulptur, eine Mondsichelmadonna mit Kind. (siehe bei Fotos)

Schon am 17. Juni 1988 lautete eine DONAUKURIER-Schlagzeile „Leisinger wollen St. Michael nicht verkommen lassen“. Eine gründliche Außenrenovierung im Jahr 1989 war die Folge. Nach 30 Jahren ist es nun wieder so weit.

 

Pünktlich zum St. Michael-Patrozinium am 29. September 1989 war die umfassende Außenrenovierung der Kottingwörther Filialkirche, die vom damaligen Pfarrer Ferdinand Albrecht in die Wege geleitet worden war, abgeschlossen. Die Zwiebelhaube auf dem Kirchturm wurde mit einem neuen Kupferdach versehen, der Außenputz komplett erneuert. Bei den Arbeiten waren Fresken aus dem 17. Jahrhundert zum Vorschein gekommen, die mächtige Säulen und einen Tragbalken vortäuschten. Diese sogenannten Pilaster sind seit der damaligen Renovierung in illusionistischer Architekturmalerei in Freskotechnik wieder auf dem neuen Putz zu sehen.

Die Renovierungskosten betrugen über 200.000 DM. Die damals 17 Leisinger Haushalte mit insgesamt 58 Seelen spendeten in einer Haussammlung 7250 DM und leisteten laut dem damaligen Zeitungsbericht 681 Arbeits- und 65 Traktorstunden.

Jetzt haben sich erneut gravierende Schäden an der Außenhaut der Kirche gezeigt. Der gesamte schadhafte Putz auf der unteren Gebäudehälfte musste in den letzten Wochen abgeschlagen werden. Die Farbaufträge des noch belassenen Putzes sind teilweise stark verwittert. Nachdem Leisinger Bürger in Eigenarbeit das Pflaster rund um die Kirche entfernt hatten, wurden die Fundamente trocken gelegt und eine neue Drainage eingerichtet. Die bisherige war nach Aussagen der Bauarbeiter zu hoch positioniert gewesen und hat nicht mehr funktioniert. In der vergangenen Woche war auf der unteren Gebäudehälfte bereits der neu aufgebrachte Sanierungsunterputz zu sehen. Es fehlen noch der Oberputz und natürlich die Erneuerung der Illusionsmalereien. Am 20. August soll die Kirche eingerüstet werden, um die Arbeiten fortsetzen zu können. Ob dabei noch weitere Schäden gefunden werden, wird sich zeigen. Am Freitagvormittag wurde von Arbeitern einer Baufirma aus Berching (Firma Englmann) zuvor noch ein spezieller Sockelputz angebracht.

Der heutige Bau stammt laut Kottingwörther Kirchenführer-Heftchen aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Felix Mader schreibt in seiner 1940 erschienenen „Geschichte des Schlosses und Oberamtes Hirschberg“: „Das Patrozinium weist auf hohes Alter. Der Bau aus der Zeit des Bischofs Otto scheint erhalten zu sein, aber barock verändert.“ Dieser mittelalterliche Eichstätter Bischof Otto (1182-1196) hat um 1183 in Kottingwörth einen Altar und zugleich in „Luzingen“ (Leising) eine Kirche geweiht.

Laut Mader wurde Leising, in frühen Schriftstücken „Luzigin“, auch „Leuzigin“ (die Sippensiedlung des Luzo) genannt, kurz davor um 1180 erstmals urkundlich erwähnt. Gozwin von Grögling schenkte damals ein Gut an das Stift Berchtesgaden. Wie in Kottingwörth gab es auch in Leising zwei Fischlehen. Lehensherrn waren nach den Grafen von Hirschberg und den Schenken von Töging laut Mader schließlich ab 1584 die Fürstbischöfe von Eichstätt. Das Hirschberger Salbuch von 1447 verzeichnete bereits fünf bischöfliche Untertanen, 1572 umfasste die bischöfliche Grundherrschaft drei Anwesen. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestand Leising aus sieben Haushalten. 2017 zählte der kleine Ortsteil der Gemeinde Beilngries 55 Einwohner, am 30. Juni 2019 laut Beilngrieser Einwohnermeldestatistik  nur noch 39. Leising war seit alters her auch ein wichtiger Altmühlübergang: Bis zu deren Regulierung in den Jahren 1927 bis 1929 bestand hier eine Furt für alle möglichen Fuhrwerke. Sie wurde dann durch eine Brücke, eine Stahlkonstruktion, ersetzt, die wiederum im Jahr 2003 der heutigen Betonbrücke weichen musste.

In Maders Kapitel über Leising lässt sich auch für Kottingwörth ein interessantes Detail ableiten. Er schreibt: „1644 hatte Andreas Hecker einen Hof inne, zu dem die Brunnenleiten am Paulushofer Gesteig und ein Lichthölzlein (Kiefernholz für Lichtspäne) am Atsberg gehörten“. Es ist nicht völlig abwegig anzunehmen, dass mit diesem „Lichthölzlein“ am Arzberg (in früheren Aufzeichnungen oft „Atsberg“ genannt) das ehemals von Kottingwörthern so genannte „Haftners Hölzl“ rechts oberhalb des ehemaligen Bahnhofs gemeint ist. Davon lässt sich ohne große Fantasie der heute noch bei Einheimischen gebräuchliche Name „Lichtweg“ für  den unterhalb verlaufenden  Streckenabschnitt der  Staatsstraße Beilngries – Dietfurt erklären.

Das imposante Kottingwörther Gotteshaus hat bekanntlich zwei Türme, die Leisinger Kirche nur einen. Und der hat auch keine weithin sicht- und im Verbund mit den Glocken hörbare Kirchturmuhr. Auf diesen letztgenannten Umstand lässt sich sicherlich die Entstehung der Sage vom „Leisinger Strumpfsäckl“ zurückführen. Armbanduhren gab es in früheren Zeiten sowieso nicht, Taschenuhren waren viel zu teuer. Um nun bei der Feldarbeit zu wissen, wann es Mittagszeit war, sollen die Leisinger eine ihnen ganz eigene Methode ersonnen haben: Frühmorgens, wenn sie zur Feldarbeit gingen, wurde ein Strumpf ins Wasser getaucht und im Freien aufgehängt. War der Strumpf getrocknet, läutete man zu Mittag; genauso verfuhr man für den Feierabend. Dann rief die Kirchturmglocke, und zwar die kleinere aus der Zeit um 1500, die Ortsbewohner von der Feldarbeit zurück. Die größere Glocke stammt aus dem Jahr 1931. Ein Rätsel bleibt allerdings, wie sich die Leisinger bei Regenwetter beholfen haben!