© www.kottingwoerth.de

joomplu:5178

Fulminante Theater-Premiere im Stodl

Fotos

Das soll es ja geben: Jubiläumsfeiern können gehörig aus dem Ruder laufen. Aber was da am Sonntagabend anlässlich einer Feier zur Silbernen Hochzeit bei der Theaterpremiere im Kottingwörther Treffer-Stodl abgegangen ist, kann man nur als familiäre Katastrophe bezeichnen. Dem Publikum im vollen Stadl hat`s gefallen. Denn die erfreulich zahlreichen Premierenbesucher konnten sich vor Lachen kaum retten!

 

„Der Lauerer Toni hat`s eben drauf“, wurde zunächst einmal der Verfasser des Lustspiels „25 Jahre Inge, Heinz und Onkel Kare“ immer wieder gelobt. Denn meisten war er bisher als Autor humoriger Geschichten rund um die Weihnachtszeit bekannt. Aber der Toni kann auch Theater. Und wie! Marina Rupp, im zweiten Jahr Regisseurin bei der Kottingwörther Theatertruppe, hat bei der Auswahl des neuen Stücks acht Dreiakter durch- und noch einige andere angelesen. Entweder waren sie ihr einfach zu primitiv-derb oder die Charaktere passten nicht zu ihren Schauspielern. Letztlich ist sie bei Toni Lauerer gelandet. Eine sehr gute Wahl!

Aber das Stück ist nur das eine. Man muss es erst einmal überzeugend auf die Bühne bringen. Das ist Marina Rupp mit ihrer Truppe in fulminanter Weise gelungen. Das Publikum war von den schauspielerischen Leistungen hellauf begeistert. „Das sind alles Profis!“, bilanzierte ganz spontan eine sichtlich beeindruckte Besucherin aus Beilngries. Nur einer hatte nach der Vorstellung was zu „meckern“: Bürgermeister Alexander Anetsberger. Obwohl voll des Lobes für die tolle Aufführung, monierte er doch ironisch-verschmitzt, dass weder der Bürgermeister noch die Ortssprecherin zu der Jubiläumsfeier eingeladen war. Das nächste Mal wird er dann wohl den Landrat vermissen!

 

Aber die gute Stube auf der liebevoll dekorierten Bühne war auch ohne die politische Prominenz mit Personen gut bestückt: Da ist natürlich zunächst einmal das Jubiläumspaar Inge und ihr Heinz. Harmonischer geht`s kaum – zur Überraschung der Zuschauer. Denn normalerweise liegen sich beim Bauerntheater die Ehepaare nach so langer Zeit ständig in den Haaren, nicht diese beiden. Stattdessen Kosenamen hin und her. Der Pfarrer will ihr vorbildliches Eheleben sogar mit einem Orden würdigen. Man ahnt, dass das nicht so bleiben kann. Und auch der Inge geht die Harmonie auf die Nerven. Wo bleibt der Nervenkitzel? So ein Leben ist ihr auf Dauer zu langweilig, wie sie ihrer überraschten Freundin Marianne beichtet. Das hätte der zum Hausinventar gehörende Onkel Kare besser nicht hören sollen. Der für seine Streiche berüchtigte „zweite Ehemann“ von Inge übernimmt jetzt im Hintergrund die Regie der anstehenden Familienfeier – mit einem ganz besonderen „Geschenk“. Damit ist es schnell vorbei mit der Harmonie. Totale Eskalation! Totales Chaos! Dass Sarah Eibner und Nikolaus Rieger in ihrer Rolle als Ehepaar - vor und nach der Wende - wieder einmal voll und ganz zu überzeugen wissen, überrascht niemand. Und auch von Günter Eibner als Onkel Kare hat man nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte auf der Bühne nichts anderes erwartet. Gespannt waren alle auf das Debüt von Inge Weigl-Vogl als resoluter Power-Frau, Ehegattin des beklagenswerten Ludwig und beste Freundin von Inge. Schnell wird klar, dass ihr diese Rolle auf den Leib geschrieben ist und dass sie das Optimale daraus macht. So ein Debüt wünscht sich jede Schauspielerin! Sie gehörte bei der Premiere eindeutig zu den Publikumslieblingen. Wie gewohnt geht auch Gerhard Paulus als verdrucktser Ludwig, bester Freund von Heinz und mit großem Appetit gesegnet, wieder voll und ganz in seiner Rolle auf. Seit Jahrzehnten gehört auch Marianne Mayer zum Stamm der Truppe. Als überaus frömmelnde Tante Veronika ist sie ihrem Bruder Kare in inniger Zwietracht zugetan. Die ständigen Anfeindungen der beiden verschärfen das vergiftete Klima bei der Feier zusätzlich. Wo sind der Pfarrer und sein Praktikant da bloß hineingeraten! Erwin Eibner lässt seine tiefe Erschütterung ob der moralischen Abgründe, die sich mehr und mehr für den trink- und essfreudigen Geistlichen auftun, überzeugend miterleben. Andreas Breindl, als sein Praktikant, sieht das alles nicht so eng, wie seine lockeren passenden und unpassenden Kommentare zur Freude des Publikums zeigen. Auch diese beiden eine ideale Rollenbesetzung. „Ja, genau!“, würde jetzt der Praktikant sagen. Der zurückhaltende Sohn Martin des Jubelpaares hat dagegen seltener Gelegenheit, sein schauspielerisches Talent zu zeigen. Aber mit den beiden Jungspunden Thomas Maier aus Grögling und dem erst 12-jährigen Realschüler Niklas Kipke ist die Theatertruppe vielversprechend verstärkt worden. Letzterem kommt bei der Feier eine ganz besondere Rolle zu, die der junge Debütant voll und ganz zu nutzen weiß. Aber hier soll nicht zu viel verraten werden.

Alles in allem muss gesagt werden: ein überaus kurzweiliges Theaterstück mit tollen schauspielerischen Leistungen in eigentlich idealer Weise auf die Bühne gebracht. Der begeisterte Beifall am Schluss zeigte das überdeutlich. Man kann hier nur einen Rat geben: Am kommenden Freitag, Samstag (jeweils um 19.00 Uhr) oder am Sonntag (um 18.00 Uhr) hingehen und selber miterleben. Es lohnt sich!  

 

Auch Bürgermeister Alexander Anetsberger war – wie gesagt – voll des Lobes und überreichte an Gerhard Paulus, dem 1. Vorsitzenden des Vereins für Tradition und Kultur in Kottingwörth, als Anerkennung wieder einen Umschlag mit geheimnisvollem Inhalt. Weil er beim 70-jährigen Jubiläum des Sportvereins am Wochenende zuvor nicht zugegen sein konnte, hatte er auch für den FSV einen Umschlag mitgebracht und überreichte ihn an dessen Vorsitzenden Erwin Eibner. Der stand ja als Pfarrer mit auf der Bühne - verkleidet mit dem Priestergewand von Ruhestandspfarrer Josef Bierschneider, der es sich übrigens nicht nehmen ließ, die Theaterpremiere im Stadl selbst mitzuerleben.