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Marianne Mayer schildert ihre Erlebnisse als Pilgerin auf dem Jakobsweg

Fotos

Aktualisierung: Aufgrund der großen Nachfrage wird Marianne Mayer ihren Vortrag am 27. Juli wiederholen!

„Des machma!“ Mit dieser spontanen Reaktion von Marianne Mayer hat alles begonnen. Die Kottingwörtherin, vielen Personen aus nah und fern durch ihre fulminanten Theaterauftritte im Dorfstadel bestens bekannt, ist inzwischen schon 33 mal nach Altötting gepilgert. „Aber im Hinterkopf hatte ich schon immer den Jakobsweg“, erinnert sie sich. Und als die gute Bekannte Gertraud Huber, Mitinhaberin der Holzofenbrotbäckerei in Vogelthal, in einem Gespräch dieselbe Absicht äußerte, aber nicht alleine die weite Pilgerreise bewältigen wollte, war der gemeinsame Entschluss schnell gefasst.

 

Am Freitagabend hatten der Pfarrgemeinderat Kottingwörth und Marianne Mayer nun zu einem Vortrag über die Erlebnisse auf der langen Pilgerreise in den Treffer Stadel eingeladen. Die Resonanz war riesig, der wohl temperierte Stadel bis auf den letzten Platz gefüllt. Von den tausenden aufgenommenen Fotos hatte sie etwa 700 mitgebracht. Aus den angekündigten zwei Stunden Vortragszeit wurden drei.

Aber die Absicht, die Pilgerreise in mehreren Etappen gemeinsam mit Gertraud Huber zu meistern, ließ sich nur teilweise verwirklichen. Einerseits gaben die Urlaubszeiten den Rhythmus vor, andererseits aber vor allem auch – leider – nicht vorhersehbare Verletzungen.

Am 6. August 2012 zogen die beiden Freundinnen von Kottingwörth aus los. Über Eichstätt, Donauwörth und Augsburg wollten sie die Schweiz erreichen. Von dort sollte es später gemeinsam  nach Südfrankreich gehen und von dort über die Pyrenäen zur spanischen Stadt Pamplona, dem Ausgangspunkt zum Ziel Santiago de Compostela. Aber daraus wurde nichts: Schon am dritten Etappentag, kurz vor Donauwörth, erlitt Marianne Mayer einen Ermüdungsbruch. Das war für sie das enttäuschende schnelle vorläufige Ende der Pilgerreise, während Gertraud Huber alleine weiterging. Aber ans Aufgeben dachte Marianne keine Sekunde: 2013, 2014 und 2015 nahm sie die Fährte wieder auf – bis das Unglaubliche geschah. Beim zweiten Dorffest-Wochenende im Juli 2016 verletzte sie sich als Hauptdarstellerin 45 Minuten vor der zweiten Theater-Aufführung so schwer am Fuß, dass sie auf keinen Fall auf der Bühne im Treffer-Stadl agieren konnte. Statt Bühnenauftritt Krankenhaus, statt fest geplanter Fortsetzung der Pilgerreise auf der letzten Etappe zwei Jahre Pause. Es war wie verhext. Dass sie den Mut nicht verlor, lag auch an ihrem Ehemann Klaus Mayer, bei dem sie sich ausdrücklich bedankte. Er habe sie immer tatkräftig unterstützt und sie beispielsweise zweimal mit dem Auto nach Frankreich gefahren und wieder zurückgeholt.

Schließlich konnte sie am 29. August 2018 Santiago de Compostela doch noch erreichen. Ihre abschließende Etappe führte von Pamplona aus durch Nordspanien zum weltberühmten Wallfahrtsort. In 140 Pilgertagen, verteilt auf fünf Jahre, hatte sie nach 2570 Kilometern ihr Ziel endlich erreicht. Den endgültigen Abschluss fand die strapaziöse Fußreise am Kap Finisterre, dem sogenannten „Ende der Welt“ und schließlich in Muxia, einem weiteren spanischen Wallfahrtsort. Aufgrund der angesprochenen widrigen Umstände waren Marianne Mayer und Gertraud Huber insgesamt nur etwa 14 Tage gemeinsam unterwegs, vor allem in der Schweiz.

Wer das alles auf sich genommen hat, der hat natürlich viel zu erzählen - über seine Erlebnisse und Gefühle alleine auf weiter Flur, aber vor allem natürlich in Begleitung von allen möglichen Zufallsbekanntschaften von Pilgerinnen und Pilgern, aber auch Einheimischen, die man am Wege trifft, oder die einem eine Herberge zur Verfügung stellen.  Manche wurden zu tage-, ja wochenlangen lieben Begleitpersonen, die in Erinnerung bleiben und zu denen bis heute Beziehungen bestehen. Mit vielen Anekdoten konnte Marianne Mayer eindrucksvolle Erlebnisse schildern, heitere, aber auch ernste und todtraurige. So beeindruckte sie beispielsweise ein Blinder, der sich unbeirrt von einem Bergführer den weiten Weg nach Compostela führen ließ. Nie vergessen wird sie ihre 78-jährige Begleiterin, die sie aufgrund einer Internetsuche kennen gelernt hatte und mit der sie drei Wochen lang durch Südfrankreich pilgerte. Die heimliche bange Frage, ob sie wohl den Strapazen noch gewachsen ist, stellte sich als völlig überflüssig heraus: Sie konnte der jahrelang geübten Pilgerin kaum folgen. Mit ihrer spontanen, unkomplizierten und ehrlichen Erzählweise zog Marianne Mayer die etwa 150 Zuhörer in ihren Bann.

„Man trifft unterwegs alle möglichen Nationalitäten. Auf ihrem Weg durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Spanien habe ich keine schlechte Erfahrung als Pilgerin gemacht, überall nur Hilfsbereitschaft erfahren“, so das positive Resümee der Referentin.

Neben den prägenden Erlebnissen mit Menschen ging sie immer wieder auch auf einzelne schöne Gottesdienste, beeindruckende landestypische Gebäude wie Kirchen, Klöster und Burgen ein. Auch bei der Beschreibung von malerischen, mittelalterlich anmutenden kleinen Städtchen geriet sie ins Schwärmen. Und dann die Natur: „In der Natur geht einem das Herz auf.“ Natürlich bewege man sich in Nordspanien auch durch nicht enden wollende monotone Gegenden, werde man im Hochsommer von durchaus gefährlichen Gewittern überrascht oder müsse sich bei 44 Grad Hitze durch Nordspanien quälen, dabei steile Anstiege bewältigen und mit spartanisch eingerichteten Unterkünften vorlieb nehmen, nachdem man endlich eine Herberge gefunden hat. „Aber“, so die erfahrene Pilgerin, „es gibt Eindrücke, die ich hier gar nicht beschreiben kann.“ Als Beispiel dafür beschrieb sie unter anderem das Erreichen des Cruz de Ferro. Das kleine Eisenkreuz, auf einem Baumstamm montiert, steht auf einem inzwischen riesigen Steinhaufen, da er von den Pilgern stetig mit Mitbringseln vergrößert wird.

Die Ankunft in Santiago de Compostela habe dagegen einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen: „Wenn man nach so vielen Strapazen endlich am Ziel aller Wünsche angekommen ist, dann ist das zutiefst ergreifend!“ Aber man könne sich kaum sammeln, es sei zu unruhig, zu viel Gedränge, zu viel Tourismus. Das Erleben des Sonnenuntergangs beim Finisterre habe letztlich einen tieferen Eindruck hinterlassen.

Natürlich hat Marianne Mayer in ihren Vortrag auch immer wieder Tipps für Nachahmer eingestreut: Was sollte man in den Rucksack packen (auf einem Tisch vor der Bühne konkret demonstriert), wie schwer darf er sein („Nur 10 % des eigenen Körpergewichts“), wie kommt man mit den unterschiedlichen Pilgerschildern und Stempelstationen zurecht, wie behandelt man Blasen an den Füßen, welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es, wie vermeidet man die gefährlichen Bettwanzen?

Eines lerne man auf so einer Pilgerreise: Genügsamkeit! Genügsamkeit bei der Unterkunft, der Kleidung, teilweise bei der Hygiene und natürlich bei der Verpflegung. Aber manchmal bekomme man auch lokale Leckereien angeboten. Man komme teilweise an seine körperlichen und psychischen Grenzen, aber die unvergesslichen Erlebnisse entschädigen für alles. Deshalb hat Marianne Mayer bereits ihre nächste Pilgerreise fest ins Auge gefasst: den portugiesischen Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostela.