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Fronleichnamsprozession heute - und früher

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Angeführt von der Kolpingkapelle Töging und begleitet von den Kommunionkindern und Fahnenabordnungen der Kriegervereine und Feuerwehren von Kottingwörth und Vogelthal fand am Sonntagvormittag in Kottingwörth die traditionelle Fronleichnamsprozession statt. An den drei eigens aufgebauten Altären im Dorf und an der Brückenkapelle mit dem Gnadenbild der Mutter Gottes wurde jeweils ein Evangelium verlesen und der Segen durch Kaplan Christof Schaum gespendet. Da der Juni seiner Bezeichnung als erster Sommermonat alle Ehre machte, fand die Prozession zu den mit Blumen geschmückten Altären unter nahezu makellosem blauen Himmel statt. Auch einige Häuserfronten zeigten mehr Glanz als sonst: Rote Tücher oder auch große Fahnen wiesen auf den großen kirchlichen Festtag am zweiten Donnerstag nach Pfingsten hin, der in der Pfarrei Kottingwörth unter großer Anteilnahme der Gläubigen am Sonntag nachgeholt wurde.

 

In früheren Zeiten wurde ein noch wesentlich größerer Aufwand betrieben, weshalb der Tag im südbayerischen Raum auch als „Prangertag“ bezeichnet wurde. Heutzutage herrscht eine sehr lockere Kleiderordnung vor. Die Älteren erinnern sich, dass man an diesem glanzvollen Feiertag sein bestes Gewand angezogen hat, das hieß bei den Männern natürlich Anzug mit Binder. Die Frauen holten ihr schönstes Kleid aus dem Schrank. „Ja ned mit da Hos`n mitgeh`n!“, erinnert sich eine ältere Dorfbewohnerin. „Das ist später dann bei manchen zu einer Modenschau ausgeartet“, ergänzt ein Mann kritisch. „Da wurde von einigen im Wettbewerb die neueste textile Errungenschaft zur Schau gestellt!“

Noch mehr herausgeputzt wurden nicht zuletzt die Häuser und Straßen an diesem hohen kirchlichen Festtag. Man wäre ja auch mehr als nur schief angeschaut worden, wenn man da als Anlieger am Prozessionsweg nicht mitgemacht hätte: Viel mehr rote Tücher und Fahnen waren zu sehen, dazu wurden auch noch Heiligenfiguren und Kerzen zum Blumenschmuck in die Fenster gestellt, was bei einzelnen Häusern auch heute noch zu sehen ist. An den Hausmauern, Hoftoren, Gartenzäunen waren Birkenbäumchen befestigt, der gesamte Prozessionsweg war von Blumen, frischem Gras und vor allem mit Schilf  bedeckt. Das hat man rund um das Dorf an der Altmühl an vielen Stellen reichlich vorgefunden, zum Beispiel am Altmühlufer, an den Flutgräben und an Altwassern wie dem „Fischers Wierl“. Weil die Mädchen als Kopfschmuck einen Blumenkranz trugen, wurde das Fronleichnamsfest in Kottingwörth auch „Kranzltog“ genannt. Wie noch heute haben sie vor allem vor den Altären zusätzlich Blumen gestreut. 

Wer sich bis in die 60er Jahre zurückerinnert, berichtet den erstaunten jüngeren Zuhörern, dass die Birkenbäumchen nach der Prozession am Altmühlufer an geeigneten Stellen ins Wasser gelegt wurden, weil sie am Sonntag nach Fronleichnam noch einmal gebraucht wurden: Es fand dann – nach all den Bittgängen! - eine zweite Prozession, ein zweiter „Kranzltog“ statt!

Die vier Altäre sind geblieben, aber sie waren früher anders platziert: Der erste war – wie noch heute – im Oberdorf bei der Familie Beer aufgebaut, der zweite bei der Familie Weigl („Straoßmacha“) im Unterdorf. Der dritte Altar stand vor dem im Jahr 2002 abgerissenen Treffer-Haus. Dann ging`s über die Brücke Richtung Kottingwörthermühle, aber nur bis zum Haus der Familie Graf, wo der damalige Straßengraben, heute eine bepflanzte Verkehrsinsel, umgangen wurde – genauso wie heute. Auf dem Weg zurück zur Kirche wurde nicht wie derzeit ein Halt an der Brückenkapelle gemacht. Diese steht ja auch erst seit 1977 am jetzigen Platz. Der vierte Altar war beim Gasthaus Paulus, später Stiegler, aufgebaut.

Noch etwas ist geblieben: Beim feierlichen Verlesen der vier Evangelien sind zum Klang der Kirchenglocken  jeweils drei Böllerschüsse zu hören. Keiner weiß, was wirklich hinter dieser Tradition steckt. Vielleicht handelt es sich um eine Nachahmung des Brauchs aus dem Alpenraum, wo das donnernde Salutschießen der Gebirgsschützen eine alte Tradition hat. Sein Ende findet die Prozession nach wie vor in der Pfarrkirche mit dem feierlichen „Te Deum“.

Auf dem Nachhauseweg oder auf dem Weg zum Frühschoppen gehen die Jüngeren achtlos an den Altären im Dorf vorbei, nicht aber die Älteren. Sie machen es wie früher und reißen von den seitlichen Bäumchen am Altar einige Zweige, früher „Kranzlstauern“ genannt, ab. „Die finden bei mir ihren Platz im Stall und im Haus. Sie bringen Glück und Schutz vor Blitzen und Unwettern,“ sagt ein Prozessionsteilnehmer aus Vogelthal.